Richtig lüften in der Erkältungszeit:
Virenlast verringern, Bakterien reduzieren, Infektionen vorbeugen
Empfehlungen für Schulen, Kitas und öffentliche Gebäude
Erkältungs-, Grippe-, Corona-Viren und Keime werden in erster Linie über Aerosole, also feinste Tröpfchen und Flüssigkeitspartikel in der Luft, übertragen. Beim Husten, Niesen, Sprechen und Atmen werden die Krankheitserreger verteilt – was vor allem in geschlossenen Räumen die Ansteckungsgefahr erhöht. Spätestens seit der Corona-Pandemie wissen wir: Regelmäßiges Lüften ist ein wesentliches Mittel, um das Übertragungsrisiko in Klassenzimmern, Gruppenräumen von Kindergärten oder in öffentlichen Gebäuden zu reduzieren.
Ein ebenso einfaches wie wirkungsvoller Weg, um die Viruslast zu verringern, ist das Stoßlüften. Probates Mittel, um Lüft-Zyklen zu automatisieren: digitale Zeitschaltuhren, die Fenster in vorher festgelegten Abständen regelmäßig öffnen und wieder schließen.
Infektionsschutzgerechtes Lüften
Frischluft als Teil des Hygienekonzepts
Grundsätzlich ist das regelmäßige Lüften von Räumen, in denen sich viele Menschen aufhalten, immer sinnvoll: Ein zu niedriger Sauerstoffgehalt wirkt sich negativ auf Wohlbefinden und Konzentrationsfähigkeit aus, die Feuchtigkeit in der Raumluft kann die Schimmelbildung begünstigen und Gerüche, Ausdünstungen aus Möbeln, Textilien etc. werden in zu hoher Konzentration unangenehm. Davon sind Klassenräume genauso betroffen wie Büros.
Während der Pandemie ist die Bedeutung des Lüftens noch einmal gestiegen – es war zu einem zentralen Element des Infektionsschutzes geworden. Weiterhin gilt während der kalten Jahreszeit: Viren werden über Aerosole gestreut. Diese feinen Tröpfchen entstehen beim Atmen, Sprechen, Singen, Niesen. Je lauter das Gespräch, desto höher ist deren Menge. Ähnliches gilt für körperliche Aktivität, denn dadurch beschleunigt sich die Atmung und es entstehen mehr Aerosole.
Weil die Tröpfchen so klein sind, können sie in schlecht oder gar nicht belüfteten Räumen über mehrere Stunden in der Luft bleiben und sich im gesamten Raum verteilen. Die steigende Viruskonzentration macht dann eine Infektion sehr viel wahrscheinlicher. Weil sich nicht messen lässt, wie viele Viren in der Raumluft enthalten sind, wird der CO₂-Gehalt als Hilfsgröße und Indikator für die Luftqualität herangezogen.
Aus diesem Grund ist das infektionsschutzgerechte Lüften eine wichtige Maßnahme, um wirkungsvolle Hygienekonzepte für Schulen, Kitas und öffentliche Gebäude zu erarbeiten. Regelmäßiges Stoßlüften zählt daher weiterhin zu den Mitteln, die zur Reduzierung der Viruslast und damit der Infektionsgefahr in Innenräumen ergriffen werden sollten.
Empfehlungen zum richtigen Lüften im Sinne des Infektionsschutzes geben unter anderem die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) oder die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV). Für die Kultusministerkonferenz (KMK) hat das Umweltbundesamt (UBA) eine Handreichung für die Innenraumlufthygiene in Klassenzimmern zusammengestellt.
Gute Raumluftqualität
Welche Faktoren sind wichtig?
Die Luftqualität in Innenräumen ist prinzipiell von unterschiedlichen Aspekten abhängig. Im Zusammenhang mit dem Infektionsrisiko durch Grippe, Corona & Co. ist es umso wichtiger, auf diese Faktoren zu achten und das Lüften entsprechend der jeweiligen Anforderungen anzupassen.
In Deutschland gibt es zwar keine genaue Vorgabe, welche CO₂-Konzentration in Innenräumen eingehalten werden sollte. Die Norm DIN EN 16798-3 beschreibt aber unterschiedliche Qualitätsstufen (in parts per million, kurz ppm, also für Teile pro Million) für die Lufthygiene in Abhängigkeit vom CO₂-Gehalt.
Eine hohe Raumluftqualität hat einen Wert von unter 800 ppm, das entspricht einem Anteil von weniger als 0,08 Prozent. Bei niedriger Raumluftqualität liegt dieser Anteil bei mehr als 0,14 Prozent. Das sind über 1.400 ppm CO₂ in der Raumluft. Abgesehen von körperlichen Beschwerden wie Müdigkeit, Unaufmerksamkeit, Konzentrationsschwierigkeiten oder Kopfschmerzen steigt mit der CO₂-Konzentration auch der Anteil an Aerosolen und Keimen – und damit die Ansteckungsgefahr für alle Personen, die sich in einem Raum mit unzureichender Frischluftversorgung aufhalten.
Empfehlungen für das richtige Lüften
an Schulen, Kitas und öffentlichen Gebäuden
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Wann soll gelüftet werden?
Grundsätzlich empfiehlt das UBA regelmäßiges Stoßlüften, auch während des laufenden Unterrichts. Dazu sollen in Abständen von 20 Minuten alle Fenster weit geöffnet werden.
Dazu sollen die Pausen zwischen den Unterrichtsstunden ebenfalls zum Lüften genutzt werden, und zwar für die gesamte Dauer der Pausen.
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Wie lange soll gelüftet werden?
Die Dauer des Lüftens ist abhängig von der jeweiligen Jahreszeit. Dadurch soll beispielsweise in den Herbst- und Wintermonaten verhindert werden, dass die Raumtemperatur zu stark absinkt.
Die Empfehlungen lauten daher:
- in Herbst und Winter zwischen 3 und 5 Minuten
- in Frühling und Sommer zwischen 10 und 20 Minuten
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Wie soll gelüftet werden?
Um die Frischluftzufuhr und den Austausch der Raumluft so wirksam wie möglich zu gestalten, sollten die Fenster weit zum Stoßlüften geöffnet werden.
Ideal ist regelmäßiges Querlüften mit gegenüberliegenden Fenstern oder bei gleichzeitig geöffneten Türen.
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Wie nicht gelüftet werden sollte
Obwohl es eine vergleichsweise einfach umzusetzende Maßnahme zum Infektionsschutz ist, passieren im Alltag häufig immer noch Fehler beim Lüften. Zu vermeiden ist daher,
- das Lüften über geöffnete Türen, ohne dabei die Fenster zu öffnen. Vor allem bei niedrigen Außentemperaturen erscheint diese Form des Lüftens als probate Möglichkeit, um Frischluft in den Raum zu bekommen, ohne die Raumtemperatur zu stark abzusenken. Problematisch hierbei ist allerdings, dass die Aerosole aus den Klassenräumen lediglich in die angrenzenden Flure und damit im gesamten Schulgebäude verbreitet werden – ohne die Raumluftqualität wesentlich zu verbessern.
- das Lüften mit gekippten Fenstern. Ein Fenster in Kippstellung sorgt nicht für eine ausreichende Zufuhr von Frischluft. Das gilt selbst dann, wenn es den ganzen Tag teilweise geöffnet bleibt. Gerade unter dem Aspekt des Infektionsschutzes ist es aber wichtig, für eine gute Lufthygiene zu sorgen. Das Stoßlüften, bei dem alle Fenster eines Raums vollständig geöffnet werden, ist deshalb immer vorzuziehen.
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Raumluftqualität und ihre Variablen
Wie oben bereits erklärt, sind verschiedene Faktoren für die Qualität der Raumluft verantwortlich. Das bedeutet eben auch, dass beispielsweise unterschiedliche Klassenstärken, Raumgrößen und -ausstattungen die Anforderungen an das Lüften noch einmal verändern. Gegebenenfalls kann es daher sinnvoll sein, die Intervalle zwischen dem Stoßlüften zu verkürzen, etwa wenn der Raum kleiner und/oder die Personenzahl größer ist.
Als Hilfsmittel für ein effizientes Stoßlüften wird deshalb der Einsatz von CO₂-Ampeln empfohlen, die den CO₂-Gehalt der Raumluft messen und mit entsprechenden Indikatorfarben anzeigen. Damit ist zwar noch keine Aussage über die Viruslast getroffen, aber ein wichtiges Indiz gewonnen, ob und wann ein Raum gelüftet werden sollte.
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Richtiges Lüften in anderen Umgebungen
Die hier beschriebenen Empfehlungen des UBA beziehen sich vornehmlich auf die Anwendung in Klassenräumen. Sie unterscheiden sich jedoch nicht wesentlich von den Vorgaben, die beispielsweise in der „Technischen Regel für Arbeitsstätten ASR A3.6 Lüftung“, der „SARS-CoV-2-Arbeitsschutzregel, Abschnitt 4.2.3 Lüftung“ oder den Informationen zum infektionsschutzgerechten Lüften der BAuA festgehalten sind.
Die BAuA weist allerdings zusätzlich darauf hin, dass die Fenster in den Arbeitsräumen mit dem Beginn der Arbeit geöffnet werden sollten, in Besprechungsräumen schon vorher. Die Intervalle für das Lüften liegen für Büroräume bei 60 Minuten, in Besprechungsräumen bei 20 Minuten. Im Sinne des Infektionsschutzes sollte aber nach Möglichkeit häufiger gelüftet werden.
Seit dem Mai 2022 sind aber sowohl die SARS-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung als auch die SARS-CoV-2-Arbeitsschutzregel außer Kraft. Maßnahmen zum Schutz der Arbeitnehmer bleiben weiterhin sinnvoll – zumal das regelmäßige Lüften nicht nur für den Infektionsschutz von zentraler Bedeutung ist.
Ansonsten liegt es nach dem Stand November/Dezember 2022 bei den Bundesländern, neue Maßnahmen für Schulen, Kitas und öffentlich zugängliche Innenräume zu erlassen, falls sich die Lage verschlechtern sollte.
Einfach regelmäßig lüften
mit digitalen Zeitschaltuhren
Regelmäßiges Lüften bedeutet im Vergleich mit anderen Maßnahmen für den Infektionsschutz einen recht geringen Aufwand. Trotzdem kann es im Alltag leicht passieren, dass die Zeiten zum Stoßlüften über die Arbeit vergessen und nicht eingehalten werden.
Um möglichst wenig Zeit für das Öffnen der Fenster aufzuwenden und gleichzeitig die notwendige Regelmäßigkeit einzuhalten, können technische Lösungen für die automatische Schaltung von Türen und Fenstern eine echte Erleichterung darstellen. Digitale Zeitschaltuhren lassen sich zum Beispiel einfach für die jeweiligen Anforderungen programmieren und öffnen im Zusammenspiel mit einem Fensterkontakt auch gleich die Fenster.
CO₂-Sensoren sind eine weitere Möglichkeit, um das effiziente Lüften weiter zu automatisieren, ohne den Schul-, Kita- oder Berufsalltag für das Überprüfen der Messwerte zu unterbrechen. Auf diese Weise ist die Frischluftzufuhr jederzeit gewährleistet.

Weiterführende Links zum Thema:
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA): Infektionsschutzgerechtes Lüften in der Pandemie
Umweltbundesamt (UBA): Richtig Lüften in Schulen