Effi­zi­ente PV-Anlagen planen:
Die wich­tigsten Kenn­daten für den Betrieb

Eine Photo­vol­taik-Anlage (PV) bietet weit­rei­chende Möglich­keiten zur Eigen­strom­er­zeu­gung und somit einer sehr güns­tigen Versor­gung der Gebäu­de­elek­trik. Tatsäch­lich lassen sich sogar Wall­boxen mit PV-Anlagen koppeln, wodurch sich beim E-Auto-Laden die Kosten nur noch im Bereich von 8 bis 11 Cent pro Kilo­watt­stunde bewegen – statt über 32 ct / kWh bei herkömm­li­cher Versor­gung. 
Aufgrund der Natur dieser Form der Ener­gie­er­zeu­gung sind jedoch verschie­dene Para­meter zu beachten. Sie garan­tieren sowohl eine gene­relle Mach­bar­keit am Standort als auch eine maximal effi­zi­ente, kosten­güns­tige und rentable Erzeu­gung von Strom durch Sonnen­ein­strah­lung.

Auf einem Dach unter der Sonne installierte Solarmodule mit einem klaren blauen Himmel

Stati­sche Kenn­zahlen
für das Dach

Jede Photo­vol­ta­ik­an­lage stellt eine Last dar. Beson­ders rele­vant wird dies auf Gebäu­de­dä­chern. Zwar verlangen die Normen eine Dach­stuhl­kon­struk­tion mit Last­re­serven, jedoch kann das zusätz­liche Gewicht einer PV-Anlage diese mitunter zu stark verrin­gern – dann kann beispiels­weise Schnee­fall proble­ma­tisch werden.

 

Typi­scher­weise beträgt das Gewicht einzelner Solar­platten einer PV-Anlage 10 bis 12 kg / m², hinzu kommt die Unter­kon­struk­tion von 7 bis 15 kg / m². Ein Modul kommt also auf Quadrat­me­ter­ge­wichte zwischen zirka 17 und 27 Kilo­gramm.

 

Zudem ist je nach Konstruk­tion und Standort zusätz­li­cher Ballast nötig, um Wind­lasten abzu­fangen. Dies bedeutet weitere Lasten zwischen 10 und 25 kg / m², die dementspre­chend um die Anzahl der Platten multi­pli­ziert werden müssen.

 

Da in vielen Bundes­län­dern PV-Anlagen bauge­neh­mi­gungs­frei errichtet werden können, empfiehlt sich ange­sichts dieser Zusatz­lasten drin­gend eine vorhe­rige stati­sche Über­prü­fung der Dach­kon­struk­tion durch einen Fach­mann. Das ist insbe­son­dere bei weit­läu­figen (Hallen-) Dächern und gene­rell älteren Konstruk­tionen sinn­voll.


Ausrich­tung und Neigungs­winkel
in Rich­tung Sonne

Photo­vol­ta­ik­an­lagen erzeugen immer Strom, sobald Sonnen­licht auf sie fällt – jedoch nicht immer dieselbe Menge. Für einen maximal effek­tiven Betrieb ist ein Licht­ein­fall genau senk­recht zur PV-Anlage notwendig. 
Jede Winkel­ab­wei­chung in der Hori­zon­talen und Verti­kalen vermin­dert den Ertrag. Für die Praxis bestehen aller­dings verschie­dene Heraus­for­de­rungen.

Modernes Haus mit Solarpaneelen auf dem Dach für nachhaltige Energie

Heraus­for­de­rung
Sonnen­stand

  • Die Sonne wandert in ebenem Gebiet im Tages­ver­lauf in einem 180-Grad-Bogen von 90° (Osten) bis -90° (Westen). Nur mittags beträgt der Azimut­winkel im Zenit exakt 0°.
  • Die Höhe des Sonnen­standes verän­dert sich im Jahres­ver­lauf. Auf dem 50. nörd­li­chen Brei­ten­grad beispiels­weise (Höhe Mainz) steht sie zur Sommer­son­nen­wende bei 63,45°, zur Winter­son­nen­wende hingegen nur bei 16,55°.
  • Die Höhe des Sonnen­standes unter­scheidet sich ferner vom Brei­ten­grad des jewei­ligen Stand­ortes. Dadurch ist die Sonnen­en­ergie (auf der Nord­halb­kugel) in südli­cheren Arealen gene­rell stärker. Das Licht muss durch den stei­leren Auftreff­winkel eine gerin­gere Atmo­sphä­ren­dis­tanz durch­dringen und wird dadurch weniger abge­schwächt.
  • Hinzu kommen örtliche Heraus­for­de­rungen, etwa Abschat­tungen durch Gelän­de­for­ma­tionen oder Gebäude. Auch die Art des Daches spielt eine Rolle: Auf einem Flach­dach beispiels­weise können alle Module problemlos nach Süden, Westen oder Osten weisen, wohin­gegen bei einem Sattel­dach rech­ne­risch nur die halbe Dach­fläche sonnen­günstig liegt.

 

In der Folge kann eine fest­in­stal­lierte Photo­vol­ta­ik­an­lage nur an wenigen Tagen im Jahr ihr abso­lutes Leis­tungs­ma­ximum liefern. In Deutsch­land erfolgt eine Instal­la­tion der PV-Anlage deshalb mit zirka 35° Neigung in südli­cher Ausrich­tung. Dies garan­tiert über den gesamten Tages- und Jahres­ver­lauf eine möglichst hohe Gesamt­aus­las­tung.

 

Je nach örtli­chen Gege­ben­heiten (etwa in Tallagen) kann jedoch eine andere Ausrich­tung nötig sein. Erste Über­blicke bieten die regio­nalen Solar­ka­taster. Jedoch kann nur eine exakte Evalu­ie­rung des Stand­ortes durch Experten endgül­tige Antworten geben.

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Der Wirkungs­grad der
einzelnen Solar­mo­dule

Die Leis­tungs­fä­hig­keit und somit der Ertrag einer Photo­vol­ta­ik­an­lage und dadurch aller damit verbun­denen Lade­punkte und Kosten für das E-Auto-Laden ist das Ergebnis eines fein austa­rierten Zusam­men­spiels verschie­dener Kenn­daten. Der Wirkungs­grad der Module (Modul­wir­kungs­grad) ist dabei der erste Schlüssel, noch vor einer sonnen­güns­tigen Ausrich­tung.

 

Dieser Wert bezeichnet die gene­relle Leis­tungs­fä­hig­keit eines Moduls unter besten Umge­bungs­be­din­gungen rein durch seine Konstruk­tion. Das heißt: Die auftref­fende Sonnen­en­ergie wird durch die abge­ge­bene elek­tri­sche Energie divi­diert. Stan­dard­mäßig nimmt man dafür 1.000 Watt (W) Einstrah­lungs­en­ergie bei 25 °C Modul­tem­pe­ratur und einer Luft­masse von 1,5 an – die Sonne muss durch einen schrägen Einfalls­winkel die 1,5-fache reale Atmo­sphä­ren­dicke durch­dringen.


Poly­kris­tal­line Solar­mo­dule

Sie errei­chen aktuell (Stand: 2022) Wirkungs­grade zwischen 15 und 20 Prozent. Dem gegen­über steht jedoch ein deut­lich gerin­gerer Anschaf­fungs­preis durch die einfa­chere Herstel­lung der Zellen.

Mono­kris­tal­line Solar­mo­dule

Ihr Wirkungs­grad liegt zwischen 20 und 22 Prozent. Da es jedoch deut­lich schwie­riger ist, mono­kris­tal­line Zellen anzu­fer­tigen, liegen die Anschaf­fungs­preise deut­lich höher.



Leis­tung und Ertrag
durch Kilo­watt-Werte

Durch Umge­bungs­be­din­gungen, Ausrich­tung, Modul­wir­kungs­grad und Umfang der Photo­vol­ta­ik­an­lage ergeben sich Leis­tungs­kenn­werte bezüg­lich der abge­ge­benen elek­tri­schen Energie. Hierbei sind zwei Kenn­größen von beson­derer Bedeu­tung:


Kilo­watt­stunde (kWh) – der Anla­gen­er­trag

Dieser Wert bezif­fert, wie viele Kilo­watt Strom eine PV-Anlage inner­halb einer Stunde erzeugt. Eine Photo­vol­ta­ik­an­lage mit 250 W würde an einem Tag mit zehn Sonnen­stunden 2,5 kWh erzeugen.

Kilo­watt-Peak (kWp) – die Anla­gen­leis­tung

Dieser Wert beschreibt die höchste Leis­tung, die eine Photo­vol­ta­ik­an­lage unter opti­malen Umge­bungs­be­din­gungen erzielen kann. Diese Werte werden im Daten­blatt der Anlage ange­geben.



Anla­gen­er­trag und
Amor­ti­sa­ti­ons­dauer

Die Anschaf­fungs­kosten einer Photo­vol­ta­ik­an­lage divi­diert durch die einge­sparten Ausgaben für Netz­strom ergeben einen Gesamt­wert. Je mehr eine PV-Anlage durch opti­male Standort- und Sonnen­be­din­gungen leistet und je mehr Strom davon ohne Netz­ein­spei­sung genutzt wird, desto schneller hat sich das System amor­ti­siert. Diese nötige Trans­pa­renz ist ein weiterer wich­tiger Grund, auf eine Wallbox mit Strom­zähler zu setzen.

 

Rele­vant in diesem Zusam­men­hang ist ein Nähe­rungs­wert bezüg­lich der kWp-Leis­tung. In Deutsch­land geht man hier von folgendem Wert aus:
Pro instal­liertem kWp erzeugt eine Photo­vol­ta­ik­an­lage jähr­lich etwa 1.000 kWh Strom

 

Eine größere PV-Anlage mit 25 kWp auf dem Dach eines Miets­hauses würde dementspre­chend 25.000 kWh Strom erzeugen. Zum Vergleich: Ein durch­schnitt­li­ches Elek­tro­auto benö­tigt zirka 15 kWh pro 100 km.

 

In diesem Zusam­men­hang bedeutet jede Eigen­strom­nut­zung eine schnel­lere Amor­ti­sa­tion. Strom­spei­cher können hierbei stark helfen, da bei einer PV-Anlage Erzeu­gung und Verbrauch zeit­lich nicht immer zusam­men­fallen. Wird die Photo­vol­taik mit einer intel­li­genten Wallbox gekop­pelt, dann ist es unter bestimmten tech­ni­schen Voraus­set­zungen sogar möglich, Elek­tro­autos als Strom­spei­cher zu nutzen.

 

Als weiterer Nähe­rungs­wert für die Amor­ti­sa­tion gilt hier Folgendes:

Bei einer eigen­fi­nan­zierten PV-Anlage mit Spei­cher und dadurch Eigen­ver­brauch von etwa 100 Prozent beträgt die Amor­ti­sa­ti­ons­dauer typi­scher­weise maximal 10 Jahre.

 

Danach betragen die Geste­hungs­kosten nur noch wenige Cent – das, was für die Wartung der Photo­vol­ta­ik­an­lage anfällt.

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Degra­da­tion:
Abnut­zung von PV-Anlagen

In einer Photo­vol­ta­ik­an­lage bewegt sich nichts. Es erfolgt also keinerlei mecha­ni­sche Abnut­zung. Dennoch sorgt das Funk­ti­ons­prinzip der im Sili­zium der Solar­zellen wandernden Elek­tronen für eine gewisse Abnut­zung auf mole­ku­larer Ebene. Sie vermin­dert über die Jahre sowohl Anla­gen­er­trag als auch -leis­tung. Hier gelten aktuell folgende Kenn­werte:

 

  • Sofort nach Inbe­trieb­nahme kommt es in den ersten Tagen zu einer Degra­da­tion von 1 bis 2 Prozent. Dies ist jedoch uner­heb­lich, da die Leis­tungs­an­gaben der Hersteller für die Module bereits diesen Wert beinhalten.
  • Bei den übli­chen kris­tal­linen Modulen beträgt die Degra­da­tion pro Betriebs­jahr realis­ti­sche 0,1 bis 0,2 Prozent. Der häufig verwen­dete Wert von 0,5 Prozent ist deshalb eher hoch ange­setzt.
  • Nach 10 Betriebs­jahren erreicht eine Photo­vol­ta­ik­an­lage deshalb noch mindes­tens 95 Prozent ihres ursprüng­li­chen Wirkungs­grades. Selbst nach 25 Jahren sind es noch zirka 87 Prozent.

 

Zudem muss die Ertrags- und Leis­tungs­min­de­rung durch Verschmut­zung einbe­zogen werden. Durch die Modul­nei­gung haben PV-Anlagen zwar eine gewisse Selbst­rei­ni­gungs­fä­hig­keit bei Nieder­schlägen. Dennoch sollte eine Photo­vol­ta­ik­an­lage im fünf­jähr­li­chen Turnus gerei­nigt werden – an schmut­zi­geren Stand­orten wahr­schein­lich häufiger.



Photo­vol­taik-Planung
in der Praxis

Von der Idee bis zur funk­ti­ons­fä­higen PV-Anlage mit Lade­sta­tionen für Elek­tro­autos ist es kein weiter Weg. In der Praxis zeigt sich jedoch immer eine ähnlich gela­gerte Abfolge von Schritten.


  • Schritt 1: Stand­ort­ana­lyse

    Es wird vor Ort über­prüft, welche Art von Photo­vol­ta­ik­an­lage sich hier über­haupt instal­lieren lässt:

    • Lokale Sonnen­ein­strah­lung,
    • zur Verfü­gung stehende Flächen und
    • stati­sche Erwä­gungen

    werden dies­be­züg­lich eruiert. Am Ende dieses Schrittes steht nicht nur die Antwort, ob der Standort sich gene­rell eignet, sondern über­dies, welche solaren Erträge hier realis­tisch machbar sind.

  • Schritt 2: Anla­gen­de­fi­ni­tion

    In diesem Schritt wird die eigent­liche Photo­vol­ta­ik­an­lage defi­niert:

    • Die Art der Mode und deren Anzahl,
    • die Art der Unter­kon­struk­tion, deren Befes­ti­gung und etwaiger Ballast,
    • die gewünschte Art der Nutzung, etwa als Photo­vol­taik-Insel­an­lage für Elek­tro­autos mit Strom­spei­cher ohne Netz­ein­spei­sung,
    • die Zahl der Lade­punkte und die Art und Weise, wie die Wall­boxen mit der PV-Anlage gekop­pelt werden,
    • die gewünschte Art des Lasten­ma­nage­ments, um beim E-Auto-Laden die Kosten zu mini­mieren.

    Ferner werden in diesem Schritt auto­ma­tisch die weiteren Umbau­maß­nahmen defi­niert. Beispiels­weise die elek­tri­schen Leitungen, um die Wall­boxen mit der PV-Anlage zu koppeln.

  • Schritt 3: Anbie­ter­aus­wahl

    Es gibt viele Hersteller von Photo­vol­taik, dazu­ge­hö­rigen Systemen sowie Unter­nehmen, welche die prak­ti­sche Durch­füh­rung der Instal­la­tion über­nehmen. In der Praxis über­schneidet sich dieser Schritt oftmals mit dem Vorhe­rigen, da bei der Anla­gen­de­fi­ni­tion oft auto­ma­tisch bereits eine Filte­rung der Anbieter aufgrund deren Port­folio erfolgt. So bietet es sich etwa an, einen Wallbox-Komplett­an­bieter mit einem eben­sol­chen für die PV-Anlage zu kombi­nieren.
    In diesem Schritt werden zudem Kosten­vor­an­schläge einge­holt. Dies ist nötig, um einen möglich exakten Kosten­über­blick zu bekommen.

  • Schritt 4: Finan­zie­rung

    Wenn die Kosten bekannt sind, kann die Finan­zie­rung gesi­chert werden. Hierbei gilt, dass eine Fremd­fi­nan­zie­rung die Amor­ti­sa­tion verlän­gert. Dies aufgrund der notwen­digen Zins­zah­lungen. Wichtig ist hierbei zudem, die mögli­chen Förde­rungs­mittel zusam­men­zu­tragen. Sowohl für private als auch gewerb­liche PV-Anlagen sowie den Einbau von Lade­punkten exis­tieren zahl­reiche Förder­pro­gramme auf Bundes-, Landes- sowie weiter unten ange­sie­delten Ebenen. Die offi­zi­elle Förder­da­ten­bank des Bundes­mi­nis­te­riums für Wirt­schaft und Klima­schutz liefert hierfür eine trans­pa­rente Anlauf­stelle.


Wenn diese Schritte durch­ge­führt wurden, verbleibt nur noch die Instal­la­tion der Anlage, deren Inbe­trieb­nahme und – äußerst wichtig – die Anmel­dung aller Kompo­nenten bei den entspre­chenden Stellen: Die PV-Anlage muss bei der Bundes­netz­agentur ange­zeigt werden; die Wall­boxen hingegen beim Netz­be­treiber. Falls es sich um öffent­lich zugäng­liche Lade­punkte handelt, müssen diese eben­falls der Bundes­netz­agentur gemeldet werden.