Vom Solar­dach bis ins Elek­tro­auto:
Tech­ni­sche Kompo­nenten im Über­blick

Elek­tro­autos sind unge­achtet der Strom­quelle die am güns­tigsten zu betrei­benden Kraft­fahr­zeuge. Denn jede Form von Lade­strom ist, bezogen auf die inne­woh­nende Leis­tung, deut­lich güns­tiger als herkömm­liche Kraft­stoffe. 
Das preis­liche Minimum stellt aller­dings eine Elek­tro­auto-Tank­stelle dar, die mit selbst­er­zeugtem Photo­vol­taik-Strom (PV) versorgt wird. Eine solche Kopp­lung von Wallbox mit PV-Anlage bedeutet Strom- und somit Lade­preise zwischen 8 und 11 Cent pro Kilo­watt­stunde.
Die dafür notwen­digen Kompo­nenten lassen sich in Gänze sowohl in Neubauten instal­lieren als auch bei Bestands­bauten nach­rüsten. Zudem unter­scheiden sie sich in ihrem Aufbau kaum nach Art der Immo­bilie: Firmen­ge­bäude, Wohn­an­lagen, Mehr­par­teien- und Einfa­mi­li­en­häuser können daher auf ähnliche Weise Eigen­strom erzeugen und für die E-Mobi­lität nutzen.

Auf einem Dach unter der Sonne installierte Solarmodule mit einem klaren blauen Himmel

Wallbox mit PV-Anlage koppeln:
Eine äußerst sinn­volle Kombi­na­tion

Prak­tisch jedes Gebäude wird im Tages­ver­lauf durch die Sonne beschienen. Insbe­son­dere bei größeren Immo­bi­lien verfügen über­dies über teils sehr umfas­sende Dach- und Fassa­den­flä­chen. Zudem gibt es oftmals weitere Areale auf dem Gelände, die sich für die Instal­la­tion von PV-Modulen anbieten. 
Beson­ders in Gebäuden, die gene­rell Elek­tro­auto-Lade­sta­tionen betreiben und bei denen Elek­tro­autos vornehm­lich tags­über geladen werden, ist die Kopp­lung von Wallbox und PV-Anlage äußerst sinn­voll:

 

  • Die E-Mobi­lität erfolgt maximal umwelt­freund­lich – ein bedeu­tender Image-Faktor.
  • Es kann vor allem bei großen Gebäuden mit ähnlich ausla­denden Dach­flä­chen über­schüs­siger PV-Strom sinn­voll verwendet werden.
  • Eine Einspei­sung ins öffent­liche Netz gegen die recht geringe Einspei­se­ver­gü­tung wird durch die Nutzung mit Elek­tro­autos idea­ler­weise völlig vermieden.
  • E-Autos lassen sich äußerst kosten­günstig mit Eigen­strom betreiben – nach Amor­ti­sa­tion der Anlage sogar weit­ge­hend kosten­neu­tral.

Zudem lassen sich PV-Anlagen und Elek­tro­auto-Lade­sta­tionen mit Strom­spei­chern koppeln. Dies können fest­mon­tierte Systeme sein, ebenso kann jedoch sogar ein Elek­tro­auto als Strom­spei­cher fungieren, wenn gewisse Bedin­gungen gegeben sind. Dadurch können nachts andere Verbrau­cher, darunter weitere Wall­boxen, mit dem selbst­er­zeugten PV-Strom betrieben werden, obwohl die Sonne nicht scheint.


Solar­zellen:
Die Grund­lage einer PV-Anlage

Um Solar­strom zu erzeugen, stellt eine auf gekop­pelten Solar­zellen basie­rende Photo­vol­taik-Anlage die mit Abstand wich­tigste Instal­la­tion dar. Sie kann sowohl auf Dächern als auch an Fassaden sowie im Gebäu­de­um­feld instal­liert werden. Die ideale Vorge­hens­weise wird nicht nur von den archi­tek­to­ni­schen Gege­ben­heiten diktiert wie etwa der Dach­form, sondern auch von anderen Gege­ben­heiten: 

 

Die PV-Zellen sollen unter Einbe­zie­hung von

  • örtli­cher Geografie,
  • umlie­gender Bebauung,
  • etwaigen Baum­be­ständen und
  • lokalem Sonnen­ein­falls­winkel

 möglichst „sonnen­günstig“ instal­liert werden. Das heißt, sie werden idea­ler­weise ohne jede Abschat­tung ständig oder wenigs­tens während bestimmter Zeit­fenster im Tages­ver­lauf voll­flä­chig in einem opti­malen Winkel beschienen. Dann können sie ein Leis­tungs­ma­ximum erzeugen – fach­sprach­lich bezif­fert als Kilo­watt-Peak (kWp).

Blick auf Einfamilienhaus mit Schrägdach und darauf installierter PV-Anlage (Photovoltaik)

Strom aus Sonnen­en­ergie:
So funk­tio­niert es

Sonnen­strahlen als Ener­gie­träger

In der Sonne fusio­nieren jeweils vier Wasser­stoff- zu einem Helium-Atom. Dabei entstehen enorme Mengen Energie. Diese wird in Form von soge­nannten Licht­quanten oder Photonen ins All ausge­strahlt. Dabei handelt es sich prin­zi­piell um masse­lose Ener­gie­pa­kete, aus denen elek­tro­ma­gne­ti­sche Strah­lung besteht. Sie sind die Basis des Sonnen­lichts und der damit einher­ge­henden Strah­lungs­wärme, die alles erwärmt, was beschienen wird.

Photonen auf der Erde

Diese Licht­quanten treffen auf die Erde, wo sie durch die Atmo­sphäre abge­schwächt werden – je nachdem, wie groß oder klein der Auftreff­winkel durch die geogra­phi­sche Lage ist. In Deutsch­land treffen im jähr­li­chen Mittel Photonen mit einem Ener­gie­ge­halt von zirka 1.000 kWh pro m² auf. In Süddeutsch­land beträgt der Wert 200 bis 300 kWh mehr, in Nord­deutsch­land durch den flacheren Auftreff­winkel etwas weniger.

Photonen und Solar­zellen

Treffen Photonen auf eine Solar­zelle, lösen sie im Halb­leiter-Sili­zium der Zelle Elek­tronen. Dadurch bleiben positiv gela­dene „Löcher“ zurück. Infol­ge­dessen findet eine Wande­rung positiv und negativ gela­dener Elek­tronen zwischen den verschie­denen Schichten der Zelle statt. Dabei entsteht durch die Bewe­gung Gleich­strom (DC). Je mehr Zellen zu einem PV-Verbund zusam­men­ge­schaltet werden, desto mehr Strom wird erzeugt.


Wallbox mit PV-Anlage koppeln:
Benö­tigte Fläche pro Fahr­zeug

Prin­zi­piell kann sogar die Energie einer sehr kleinen Photo­vol­taik-Anlage über die Wallbox ins Elek­tro­auto fließen. Wenn es jedoch darum geht, Elek­tro­autos (etwa auf Kunden­park­plätzen) kompro­misslos schnell aufzu­laden, muss man die Wallbox mit einer PV-Anlage koppeln, die durch ihre Fläche genü­gend leistet. Hierbei spielt der Strom­ver­brauch von Elek­tro­autos eine entschei­dende Rolle. Er beträgt bei größeren Fahr­zeugen durch­schnitt­lich etwa 20 kWh pro 100 km. 

 

Das heißt, um einem solchen Fahr­zeug inner­halb einer Stunde genü­gend Energie für hundert Kilo­meter Fahr­dis­tanz zu liefern, müsste die PV-Anlage 20 kWh erzeugen. Pro Quadrat­meter PV-Fläche kann man je nach Bauart der Solar­zellen von etwa 0,2 kWh erzeugter Leis­tung ausgehen. Um einem solchen Fahr­zeug also genü­gend Strom für 100 km Fahr­dis­tanz zu über­mit­teln, müsste die Anlage 75 m² groß sein. 

 

Da aller­dings oftmals mehr Fahr­zeuge versorgt werden müssen, diese jedoch länger mit der Wallbox verbunden bleiben und es im Tages- und Jahres­ver­lauf zu unter­schied­li­chen Sonnen­ein­strah­lungen kommt, ergeben sich für die Praxis andere Werte. 

 

Hierin zeigt sich die Notwen­dig­keit, vor einer Kopp­lung von Wall­boxen mit PV-Anlagen umfang­reiche Planungen durch­zu­führen. Hierbei kann die Hager-Planungs­soft­ware einen entschei­denden Beitrag leisten.

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Illustration der Nutzung von Photovoltaik-Strom in einem Gebäude mit Energiespeicher und Wallbox

Von DC zu AC:
Der Wech­sel­richter

Photo­vol­taik kann aus tech­ni­schen Gründen ausschließ­lich Gleich­strom (DC, Direct Current) erzeugen. Sämt­liche Haus­halts­ap­pli­ka­tionen benö­tigen jedoch Wech­sel­strom (AC, Alter­na­ting Current). Ebenso ist es aus tech­ni­schen Gründen schwierig, DC-Strom direkt über das soge­nannte DC-Laden in ein Elek­tro­auto einzu­speisen – hierzu wäre ein spezi­eller DC-DC-Wandler vonnöten.

 

Für die Praxis der Sonnen­strom­nut­zung, bei der eine Wallbox mit der PV-Anlage gekop­pelt wird, geht die Zulei­tung zur Lade­sta­tion für Elek­tro­autos immer über den Zwischen­schritt eines DC-AC-Wech­sel­richter. Dieses System wird entweder direkt mit der Photo­vol­taik-Anlage verbunden oder hinter einem even­tuell vorhan­denen, fest­in­stal­lierten Ener­gie­spei­cher instal­liert – da diese Systeme eben­falls DC-Strom spei­chern.

 

Auf diese Weise wird aus dem für häus­liche und auto­mo­bile Nutzungen „unbrauch­baren“ Gleich­strom ein direkt verwert­barer Wech­sel­strom, der zudem durch die vernach­läs­sig­baren Verluste des Wech­sel­rich­ters keinen maßgeb­li­chen Einfluss auf den Gesamt-Wirkungs­grad der Anlage hat.



Elek­tro­auto laden über die PV-Anlage:
Möglich­keiten der Steue­rung

Die wenigsten Photo­vol­taik-Anlagen werden direkt mit einer Zulei­tung zu Lade­sta­tionen für Elek­tro­autos verbunden. In der Praxis sind die Wall­boxen meist Teil einer mit Photo­vol­taik versorgten Haus­elek­trik. Dementspre­chend gibt es mehrere Wege, den PV-Strom in die Wallbox zu leiten.

Laden ohne Ener­gie­ma­nage­ment

Hierbei erfolgt eine gestaf­felte Strom­nut­zung: Die PV-Anlage versorgt primär die Haus­elek­trik und nur aktuell über­schüs­sige Eigen­strom­mengen werden via Wallbox in ange­schlos­sene Elek­tro­autos einge­speist. Genügt die Energie nicht, erfolgt die Wallbox-Versor­gung aus Dritt­quellen, etwa dem öffent­li­chen Strom­netz. Dies ist die güns­tigste, aber weniger flexible Möglich­keit der Anbin­dung.

Laden mit Ener­gie­ma­nage­ment

Haus­elek­trik und Elek­tro­auto-Lade­sta­tionen werden durch ein Ener­gie­ma­nage­ment -System getrennt, etwa intel­li­gente Wall­boxen und häus­liche Systeme. 
Dieses System kann beispiels­weise konfi­gu­riert werden, damit jede Wallbox ausschließ­lich mit Sonnen­strom versorgt wird – gege­be­nen­falls über einen vorhan­denen Ener­gie­spei­cher. Zwar ist diese Vorge­hens­weise aufwen­diger, jedoch äußerst effi­zient.


In der Praxis ist die Vorge­hens­weise ohne Ener­gie­ma­nage­ment jedoch nur für größere PV-Anlagen geeignet. Bei drei­pha­sigem Laden muss der aktuell vorhan­dene Über­schuss mindes­tens 4,2 kW betragen. Je kleiner die PV-Anlage im Verhältnis zum Gebäude, desto kürzer sind im Tages- und Jahres­ver­lauf die Phasen, in denen so viel über­schüs­siger Strom erzeugt wird.



Die Lade­sta­tion:
Aus dem Haus­netz ins Elek­tro­auto

Wie der durch Photo­vol­taik erzeugte Strom genutzt wird, ist inner­halb des daran ange­schlos­senen Gebäu­de­netzes weit­ge­hend gleich. Ähnlich viel­fältig ist die Möglich­keit, ihn in den Ener­gie­spei­cher von Elek­tro­autos zu leiten. Zwar bieten sich für Privat­an­wender hierbei (auch) herkömm­liche Schuko- und CEE-Steck­dosen an. Was jedoch eine ganz­heit­liche, profes­sio­nelle Ladein­fra­struktur für E-Mobi­lität anbe­langt, ist dies zu wenig.

 

Denn insbe­son­dere im einpha­sigen Betrieb können über diese Anschlüsse nur Dauer­ströme von 8 / 10 A (Schuko) und 16 A (CEE blau) gelie­fert werden. Das ist für schnelles Aufladen zu wenig – zudem mangelt es völlig an einer Kontrolle darüber, wer den kost­baren Eigen­strom bezieht.

 

In diesem Sinne stellen Elek­tro­auto-Lade­sta­tionen in Form von Lade­säulen oder Wall­boxen die profes­sio­nellste Heran­ge­hens­weise dar. Sie liefern die benö­tigten hohen Ströme ebenso wie sie mit 16 A oder sogar 32 A laden können. Zudem stellen diese Systeme für sämt­liche Nutzer einen klar sicht­baren Anschluss dar.


Elek­tro­auto als Strom­spei­cher:
Tech­ni­sche Bedin­gungen

Ein Elek­tro­auto ist letzt­end­lich eine große, mobile Batterie mit einem Elek­tro­motor. Theo­re­tisch kann über die Lade­sta­tion Elek­tro­auto deshalb Strom zurück­ge­speist werden. Prak­tisch aller­dings müssen einige Bedin­gungen erfüllt sein, um ein Elek­tro­auto als Strom­spei­cher zu nutzen:

 

  • Die Fahr­zeug­bat­terie muss bidi­rek­tional lade­fähig sein. Sie kann also nicht nur Strom an die Verbrau­cher im Fahr­zeug leiten, sondern über die Wallbox wieder zurück. Erkennbar ist dies an einem soge­nannten CCS-Stecker.
  • Die Elek­tro­auto-Lade­sta­tion muss eben­falls diesen Stan­dard erfüllen. Ferner muss sie den aus dem Elek­tro­auto kommenden DC- in AC-Strom umwan­deln, damit die Haus­elek­trik ihn nutzen kann. 

 

Aktuell sind die Möglich­keiten, ein Elek­tro­auto als Strom­spei­cher zu nutzen, noch etwas limi­tiert. Diese soge­nannte Vehicle-to-Home-Nutzung (V2H) wird jedoch als nächster wich­tiger Meilen­stein der E-Mobi­lität ange­sehen. 

 

Daher wird sich diese Technik in den kommenden Jahren immer stärker durch­setzen und sowohl bei mehr Fahr­zeugen als auch Wall­boxen und anderen Lade­sta­tionen für Elek­tro­autos inte­griert werden.

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Hager Witty Share Ladesäule im Freien auf einem E-Auto-Parplatz